Wohin muss man in Asien auf jeden Fall gehen? Angkor Wat! Sagen zumindest alle. Also müssen wir da auch hin.
Doch erst noch einen Schritt zurück: Bevor wir nach Kambodscha reisen, haben wir unsere Reise in Myanmar noch schön „kolonial“ ausklingen lassen. In Yangon saßen wir nämlich nochmal im vornehmen Strand Hotel beim „High Tea“ (auch Afternoon Tea), um uns von der Busfahrt von Kanthaya zurück in die Hafenstadt zu erholen. Danach hatten wir uns etwas „royalty“ wirklich verdient.
Wir sind jetzt jedenfalls von langen Busfahrten geheilt und freuen uns zur Abwechslung mal zu fliegen. Es geht zum nächsten Land „auf der Liste“: über Bangkok nach Siem Reap in Kambodscha. Wir wissen nicht so richtig, was uns erwartet. Zeit zum Pläne machen, haben wir uns jedenfalls nicht genommen. Dann gehen wir am Flughafen eben erstmal die gewohnte Checkliste durch: Visum? Check. Geldautomat für die Visa-Karte (Dollar)? Check. Simkarte mit Internet für das Telefon? Check. Wie kommen wir zum vorgebuchten Hotel ohne beschissen zu werden? Naja. Wir zahlen 8 Dollar für ein 3-Rad-Mopedtaxi und ein Strecke von wenigen Kilometern. Bei Hotelpreisen von 10$ pro Nacht scheint das „etwas“ übertrieben.
Siem Reap besteht auf den ersten Blick fast nur aus Hotels, aber auf den zweiten gibt es viele Ecken, in denen wir uns wohl fühlen. Es gibt manchmal so was wie Fußwege, viele kleine Krimskrams-und-Wasser-Stände und alles wirkt sehr grün. Die ständigen „Taxi? Tomorrow? Good price for you!“-Nachfragen ignorieren wir schon gewohnt und über den mangelhaften Einfallsreichtum an Geschäftsideen wundern wir uns auch nicht mehr. Das bedeutet, dass im Zentrum zwar alle 5 Meter so ein nerviger „Taxifahrer“ steht, aber auch das ein Smoothie-Stand nach dem anderen versucht uns einen Maracuja-Mango-Joghurt-Shake für einen Dollar „anzudrehen“. Wirklich blöd. Manchmal sehen wir T-Shirts mit dem Aufdruck „No Taxi!“, was dagegen schon ziemlich erfinderisch ist und auf jeden Fall eine „Marktlücke“ schließt.
Bevor wir uns in die Tempelanlage von Angkor stürzen, wollen wir uns gern noch ein bisschen über den Hintergrund informieren. Dazu statten wir dem scheinbar frisch hochgezogenen Nationalmuseum einen Besuch ab. Dort sind wir nicht nur von dem überzogenen Eintrittspreis von 15$ pro Person beeindruckt, sondern auch von der Galerie der tausend Buddhas. In der sind tatsächlich 1000 Buddhafiguren ausgestellt! Das schöne ist, dass dort viele Hand– und Körper-Haltungen zu sehen sind, die wir vorher in den Tempeln noch nicht gesehen haben und sie werden auch noch erklärt.
Noch mehr Einlicke zu Angkor erhoffen wir uns von einem Insider: Jens. Ihn haben wir vor 4 Monaten in Thailand in Chiang Mai getroffen und, da er ein Riesenfan von der Tempelanlage ist, haben wir ihn wegen ein paar Tipps angeschrieben. Da sagt er uns, dass er gerade jetzt auch da ist und als Volontär in einem Waisenhaus arbeitet. Super, da können wir uns das auch mal angucken und gleich ein bisschen quatschen.
Das Waisenhaus liegt etwas außerhalb von der Stadt und wir haben uns entschieden bei 35 Grad mit dem Fahrrad da rauszufahren. Tolle Idee! Als wir endlich ankommen ist aber alles vergessen. Nachdem wir uns noch eine Nudelsuppe und einen Maiskolben am Straßenrand gegönnt haben, werden wir mit kühlem Wasser und viel freudiger Aufmerksamkeit empfangen. Jens macht uns mit der Leiterin vom Waisenhaus bekannt und wir bekommen eine kleine Rundtour. Er hat sich bei workaway.info angemeldet und wollte gern irgendwie helfen: bauen, putzen, aber bloß nicht unterrichten. Dann wurde er von ihr angeschrieben und jetzt ist er hier Englischlehrer und muss sich jeden Tag etwas Neues ausdenken, was er den Kindern beibringen kann.
Die Leiterin meint jedenfalls, dass man als Volontär kein englischer Muttersprachler oder Lehrer sein muss – das „deutsche Niveau“ ist völlig ausreichend. Viel wichtiger ist nämlich, dass überhaupt Helfer kommen, sonst bekommen die Kinder nur ein paar schlechte Stunden Englisch in der Schule und das reicht hinten und vorne nicht. Als Volontär schläft man in der Anlage, wird dreimal am Tag verköstigt und muss dafür 6$ täglich als Spende hinterlassen. Diese Spende wird dann wiederum benutzt, um das Essen für die Kinder zu bezahlen.
Der Erfolg gibt der Leiterin außerdem recht. Es ist wahnsinnig toll zu erleben, wie gut die Kinder schon englisch können. Die meisten sind erst zwischen 5 und 10! Im Gegensatz dazu waren die Studenten in Thailand kaum fähig eine kurze englische Frage richtig vom Zettel abzulesen. Mit spezieller Förderung kann man also viel erreichen. Die Kleinen hier können schon richtige Gespräche führen. Am liebsten natürlich über Fußball.
Wir bleiben zum Abendessen (auch für eine kleine Spende) und lassen uns noch einiges zu Angkor erzählen. Damit bestens gerüstet für unsere Erkundungstour am nächsten Tag verabschieden wir uns mit einem vollen Bauch von Jens und den Kindern und radeln zurück in die Stadt.
Apropos voller Bauch: Unser Lieblingsplatz wird schon am zweiten Tag das „Ivy“. Erst schlemmen wir dort zum Abendbrot selbstgemachte Ravioli und dann am Morgen ein super Frühstück mit Baked Beans, Rührei, Kartoffelpuffer, gebratenen Pilzen, Toast, gebackenen Tomaten und „nebenbei“ noch ein Früchte-Müsli mit Joghurt. Zu unserer Freude ist es auch noch ein Guesthouse, in dem wir nach 3 Tagen ein einfaches Zimmer für 9€ bekommen.
Neben dem Essen hat es uns besonders der schöne Garten angetan. Wirklich gut zum Pläne schmieden und Blog schreiben. An einem Abend machen wir zusammen mit zwei Kanadiern sogar mal beim Quiz mit: durch alle Rubriken hinweg Fragen beantworten und am Ende winken Bier und Schokomousse. Gewinnen konnten wir beides nicht, da haben wir uns das Mousse eben „ermogelt“ (bestellt).
Das wichtigste in Siem Reap steht aber noch aus: die Tempel von Angkor. Wat bedeutet auch hier „Tempel“, das heißt, es sind also „die Tempel von Angkor“. Sie sind ca. 800 Jahre alt und ziemlich gut erhalten. Mehr über die Geschichte von Angkor und dessen Erbauern den „Khmer“ gibt es bei Wikipedia.
Wir wollen uns die Anlagen in Ruhe anschauen und nicht vom Taxifahrer in jeden Tempel reingeschubst und wieder rausgezerrt werden. Deswegen leihen wir uns für eine kleine Runde ein Fahrrad und für eine große am nächsten Tag wieder mal einen Elektroscooter aus. Wenn da nicht Erinnerungen an Bagan hochkommen. „Die große Runde“ sind übrigens etwa 20 km, die zwar auch mit Fahrrad zu bewältigen sind, wir aber nach der Ausfahrt zum Waisenhaus wirklich nicht brauchen.
Für das 3-Tagesticket berappen wir am Ticketschalter für Ausländer jeder 35$ und radeln unter schattenspendenden Bäumen zu den Tempeln. Das Gelände zieht sich, zur Zeit ist alles karg. Das kommt für uns eher unerwartet, denn auf Bilder sieht es immer alles so super grün aus. Man denke nur an den Tomb Raider Film. Das ist doch Betrug: in der Trockenzeit ist es tatsächlich trocken! Unglaublich.
Wir sind so oder so von den ganzen riesigen begehbaren Tempeln, Reliefs von tanzenden (und barbusigen) Apsaras und „zusammengesteckten“ Statuen mächtig beeindruckt!
Am besten gefällt uns, wie sich die Natur die Anlagen zurückerobert. Viele von den Tempeln wurden inzwischen von „Unkraut“ (30 Meter hohe Bäume) befreit und teilweise auch wieder aufgebaut.
Hoffentlich übertreiben es die Restauratoren nicht und lassen ein paar dieser von Wurzeln umarmten Steinhaufen stehen. Gerade im dämmrigen Licht zum Sonnenuntergang hat die ganze Szenerie schon was magisches.
Das liegt aber auf jeden Fall auch an den fehlenden Touristen – abends haben die Touristenbusse schon alle eingesammelt und zum Abendbrot gebracht. Gut für uns, dann verschieben wir das Essen eben mit ein paar Keksen nach hinten und haben die Steinhaufen für uns 🙂
Wow, beeindruckend und interessant! Die Spinne auf dem Foto stammt übrigens wahrscheinlich aus der Gattung der Argiopen und ist (wenn meine Recherchen stimmen) nicht giftig. 😉
Herrlich! Und echt gut, wenn man das ganze mal ohne Menschenmassen bestaunen kann 🙂 Und schön braun siehst du aus, Maria <3
So viele Steine, und alle recht interessant aufgesetzt! Die Geländer sahen jetzt nicht so stabiel aus aber man sollte sicher nicht daran turnen.
Für leichte Bekleidung und 30°C könnte ich mich jetzt begeistern, aber zwischen Schneeschauern schafft es das Thermometer gerade auf 9°C.
Na, die Bilder erwärmen auch etwas und das Essen regt zum Kochen an.
Bis bald, Beate.