In einem lebendigen Museum nach Kanchanaburi

P1040172Seit dem ersten Oktober ist Martin unserer kleinen Gemeinschaft beigetreten. Nach zwei Tagen Eingewöhnung im dekadenten iSanook-Hotel hatten wir das Örtchen Kanchanaburi im Visier. Martin ist unerklärlicherweise Eisenbahnfan und deswegen haben wir uns entschieden uns eine weitere Transportmöglichkeit im Land des Lächelns zu erschließen: die Eisenbahn. Sie wird von Thais ungern benutzt, um genau zu sein, ist sie so ziemlich das Letzte was sie verwenden würden, um irgendwohin zu gelangen. Warum das so ist, wird schnell klar, wenn man sich die Bahnhöfe, die Züge und vor allem die Gleise genauer anschaut.

P1040043Alles ist sehr authentisch, wie in einem Museum für Transport in den frühen Kolonialzeiten. Die Züge bestehen meistens aus alten rustikalen Wagons mit Schiebefenstern und Ventilatoren an der Decke, die gerade noch vom Rost zusammen gehalten werden und einer japanischen Diesellok, die das Wort Rußfilter zumindest schon mal geträumt hat. Die Gleise haben zu all dem Luxus dann noch eine „Anschluss-Stoß-Toleranz“ von bis zu 6-7 cm. Das bedeutet zwischen zwei Gleiselementen kann eine Lücke klaffen, in die eine Mandarine gut reinpasst. Deswegen rattert es auch so schön, wie man das vielleicht aus alten Wildwest-Filmen kennt. Selbst das Tuten bei den Bahnübergängen hat nicht gefehlt.

P1040104Kanchanaburi haben wir unter anderem besucht, um in dem Nationalpark Erawan etwas zu wandern und uns die berühmte Eisenbahn-Brücke am Kwai anzusehen (gesprochen wird der Fluss übrigens wie Kwääh). Für Eisenbahn-Fans wohl ein Muss, vor allem wenn sie den Film dazu gesehen haben. Der Fluss und die Umgebung waren tatsächlich sehenswert. Dorfatmosphäre inklusive streunenden Hunden, Bambushütten am Fluss und viele grüne Hügel ringsum. Da das Wetter nicht so mitspielte und Wandern auf mutmaßlich schlammigen Wegen am Erawan-Wasserfall unschön klang, sind wir zum Nationalpark am Ende der Bahnlinie in Nam Tok und dem hier berühmten Sai Yok Noi Wasserfall gefahren. Wieder mit dem Zug.

P1040258Entlang der „historischen“ Strecke „Death Railway“, die während des zweiten Weltkriegs von unzähligen Zwangsarbeitern in den Fels gehauen wurde. Die alten Holzbrücken stehen immer und werden dann doch besser im Schritttempo überquert. Hier ist viel Vertrauen notwendig, wenn man entspannt durch die fantastisch grüne Hügel-Landschaft entlang des schlammigen Flusses fahren will.

P1040189Es war eine sehr schöne nostalgische Erfahrung, aber mit dem Zug hier häufiger Strecken von mehr als einer Stunde zurückzulegen, muss nicht sein. Mal davon abgesehen, ist das Schienennetz in Thailand lange nicht so gut ausgebaut wie in Deutschland oder Europa. Es gibt nur etwa 4 Hauptstrecken von denen ganz wenige Nebenstrecken abgehen. Das heißt man kommt sowieso nicht überall hin. Der größte Pluspunkt an dem Eisenbahn-Unterfangen ist, dass es zwar das unbeliebteste aber dafür auch das billigste Transportmittel ist. Die 4-Stunden-Fahrt von Bangkok nach Kanchanaburi hat mit unschlagbaren 100 Baht (rund 2,50€) für jeden zu Buche geschlagen.

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