Nächste Station: Postkartenmotiv vom Paradies – der Ngapali Beach an der Westküste von Myanmar. Nach unserem Kulturprogramm im Osten haben wir uns vorgenommen noch mal an den angeblich wunderschönen und nicht überlaufenen Stränden von Myanmar vorbei zu schauen.
Ngapali ist nur etwas für Flashpacker
Nicht nur der Preis von unserem Flug, sondern auch der Flug an sich macht uns schon deutlich, dass dieses Abenteuer nicht mehr als „Backpacker“-Erlebnis abgestempelt werden kann. Wir sind für diesen Teil jetzt offiziell Flashpacker. Statt eineinhalb Tagen Busreise, fliegen wir von Bagan aus über Heho ganz im Osten nach Thandwe am westlichen Ende Myanmars. Der Flughafen von Thandwe liegt direkt am Strand und ich muss zugeben: es ist schon cool aus dem Flugzeug zu steigen und direkt Meeresluft zu schnuppern!
Eigentlich war unser Ziel der Ort Thandwe selbst, um dann am nächsten Tag nach Kanthaya oder Gwa weiter südlich reisen zu können. Aber schon nach den Aussagen von unserem vorherigen Hostelbesitzer wird das an einem Tag nicht möglich sein, weil der Bus nur einmal irgendwann vormittags fährt. Daher nehmen wir am Flughafen das nicht unaufdringliche Angebot von einem Taxifahrer an und lassen uns zu insgesamt 7 (!) Hotels und Gästehäusern in Ngapali kutschieren. Irgendwas ist verhext, denn jedes mal heißt es „Sorry, fully booked“. Wir vertrauen aber einfach weiter unserem Fahrer, der immer meint „Nooo problem!“. Am Ende kommen wir in einem Guesthouse unter, das möglicherweise nicht so offiziell für ausländische Touristen zugelassen ist. Uns ist das sowieso schnuppe. Als wir das Haus betreten, fühlen wir uns wie Eindringlinge im Wohnzimmer der Familie. Auch hier bekommen wir kein Zimmer, sondern den „Holy Place“. Wir schlagen unser Notlager direkt unter dem Altar für Buddha und dem Hausgeist in einer Nische im Flur auf. Sehr inspirierend. Eine Tür brauchen wir ja nicht und gegen das Flurgefühl hilft unsere immer wieder unglaublich nützliche Wäscheleine in Kombination mit einem Tuch. Immerhin haben wir im Gegensatz zu den anderen Hotelgästen viel Frischluft. Die haben nämlich Mini-Zimmer ohne Fenster. Ja, wir können an jeder Situation etwas gutes finden!
Der Strand ist so lala
Der Ngapali Strand besteht aus mehreren Abschnitten und der bei unserem Hotel ist nicht so doll. Jedenfalls lohnt es sich deswegen nicht extra nach Ngapali zu kommen und wir würden schon gar nicht für ein Hotel an so einem Abschnitt die üblichen 50 € und mehr zahlen wollen. Mit ca. 10 € haben wir gerade noch ein angemessenes Preis/Leistungsverhältnis ergattert. Da ist Thailand einfach wesentlich besser.
Die Einheimischen sind auf jeden Fall von dem neuartigen Interesse für ihren Strand zum großen Teil völlig unbeeindruckt. Sie fangen einfach weiterhin per Hand oder Minifischerboot kleine Fische und trocknen sie direkt am Strand auf großen Planen. Ich vermute mal, das hat den ein oder anderen seltenen Gast in den Liegestühlen noch irritiert. Die Hunde gehen damit wesentlich entspannter um, es ist ja immerhin die ganze Zeit genug zu essen da. Nachdem wir sie zufrieden einen Snack fressen gesehen haben, wundern wir uns jedenfalls nicht mehr, warum sie teilweise so schön seidig glänzendes Fell haben.
Wie schön: Wieder Kanadier zum plaudern
Am nächsten Tag treffen wir die beiden Kanadier Bob und Rose beim Frühstück und lassen uns für einen kurzen Ausflug zu dem Hauptstrand von Ngapali begeistern. Der liegt ein paar Kilometer weiter südlich und ist mit den ständig verkehrenden Pickup-Taxis leicht zu erreichen. Einfach an die Straße stellen, ein paar Minuten warten, die Hand heben, dem Fahrer deutlich machen, wohin man will, und auf die Ladefläche springen.
Der Hauptstrand lohnt sich schon viel eher als die kleine Trockenfisch-Fabrik vor unserer Haustür. Ein breiter weißer Sandstrand, malerisch mit ein paar Felsen zwischendurch und sehr sauber. Es ist Mittag und wieder unheimlich heiß hier. Statt ins Wasser zu gehen, setzen wir uns deshalb in eins der vielen Restaurants am Strand, genießen die leichte Brise bei einem Mocktail und unterhalten uns neben den vielen Reisen der beiden wieder mal über die liebe Arbeit. Diesmal ist die Frage des Tages: „Habt ihr eure Arbeit gern gemacht?“. Sie antworten darauf unerwartet pragmatisch. „Arbeit ist Arbeit. Sie ist da, um Geld für das Leben zu bringen. Grundsätzlich erstmal für Haus und Kinder.“ Freude und Leidenschaft ist da eher zweitrangig. Sie äußern aber auch ihre Beobachtung, dass sie aus einer Generation kommen, in der es noch nicht einfach war „Dinge zu haben“. Jeder musste sie sich hart erarbeiten. Ihre Söhne denken da schon anders. Rückblickend mochten sie ihre Arbeit, aber das kam für sie erst nach längerer Zeit. Bob erzählt uns auch von seiner Arbeit als Consultant in der Forstwirtschaft und empfiehlt uns diese Art des „Selbstständigsein“ als gutes Mittel gegen die sich irgendwann einstellende Langeweile im Job. Dadurch hatte er regelmäßig neue Projekte und neue Herausforderungen. Das ist mindestens eine Überlegung wert. Sie hinterlassen uns jedenfalls ihre Kontaktdaten und laden uns in ihr Haus in Calgary, Kanada ein, falls wir dort mal „in die Nähe kommen sollten“. Jaaa Kanadaaa! 😉
Weiterreise nach Kanthaya
Nach dem kleinen Strandausflug bringt uns jemand aus unserer „Gastfamilie“ zum Busbahnhof, an dem wir 2 Stunden zu früh da sind. Da uns beim Warten ziemlich langweilig geworden ist, fährt unser Busfahrer dann zum Ausgleich mindestens 180 km/h auf einer Straße, die nur so breit wie der Bus ist und mehr Kurven als eine Alpenstraße hat. Der Gegenverkehr wird mit einem Hupkonzert und mit dem Schreckgespenst eines möglichen Aufpralls von der Straße gescheucht. Irgendwann kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus: rechts von uns zieht ein paradiesischer Strand nach dem anderen an uns vorbei und links sehen wir abgeerntete trockene Reisfelder und Berge mit üppigem Dschungel.
Mitten im nirgendwo hält dann der Bus an und ein überzeugter Beifahrer meint, dass wir jetzt in Kanthaya sind. Nun gut, wir steigen aus und hoffen das Beste. Tatsächlich spricht sich die Neuigkeit der Neuankömmlinge schnell herum und wir werden gleich zu dem „Guesthouse“ durchgewunken.
Der erste Eindruck täuscht nicht. Wir sind mitten im Nirgendwo und das Hotel ist noch nicht mal fertig gebaut! Wir landen mitten auf der Baustelle. Unser Zimmer riecht noch nach feuchten Zement, als „Bad“ fungiert ein großer Plastikbottich im Hinterhof mit Holzlatten als „Sichtschutz“ und der Strom ist nur für 3 Stunden am Abend an, wenn der Generator läuft. Wir sind inzwischen hart im Nehmen, da schockt uns das auch nicht mehr. Immerhin haben wir 10 Tage im Kloster auf Betonbetten geschlafen (Das ist bei uns mittlerweile der übliche Kommentar für alle Widrigkeiten geworden, die uns begegnen).
Das Beste an dieser wahnwitzigen Aktion ist der erhoffte menschenleere Strand. Direkt vor unserer Hütte führt ein kleiner Pfad 100 Meter durch Kokosnusspalmen und endet an einem 50 Meter breiten Sandstrand, an dem bis auf eine ganze Menge roter Krabben niemand zu sehen ist. Unglaublich. Das schreit ja förmlich nach FKK, davon gibt es aber keine Bilder. Stattdessen: Maria beim „Sonnenuntergang“.
Wen trifft man da, wo sonst keiner hinreist? Natürlich deutsche Backpacker!
Am Abend treffen wir in dieser Einöde, wie sollte es auch anders sein, 2 Deutsche in unserem Alter: Karsten und Lena. Die beiden sind auch auf Weltreise und waren gerade erst in Neuseeland und Australien. Das passt ja bestens zu unseren nächsten Zielen! Wir löchern sie zu ihren Erfahrungen und verabschieden sie dann am nächsten Tag mit vielen neuen „Flausen“ über Walhaie und Delfine, Campen in Neuseeland und Ausflügen zu Gletschern und Bergwanderungen. Das wird ein Spaß!
Wir genießen noch 2 Tage an „unserem“ einsamen Strand, bauen Sandburgen und verscheuchen die ungläubigen Krabben zurück in ihre Löcher, bevor es mit dem Bus über die 700 Berge (kein Tippfehler!) zurück nach Yangon geht und wir zu unserem nächsten Ziel in Kambodscha fliegen: Angkor Wat.
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Was ihr euch so zumutet, ist schon bewundernswert. Bleibt also absolut spannend. Viele Grüße aus der Heimat.