Suan Mokkh – 10 Tage Meditations-Retreat

10 Tage Schweigen und mich im Meditieren üben. Das sind grob meine Erwartungen gewesen an das Retreat im Kloster Suan Mokkh bzw. deren International Dhamma Hermitage in der Nähe von Chaiya, Thailand.

Vom 31.10. bis zum 11.11. sind wir in das Kloster gegangen, um abseits von allen weltlichen Vergnügungen und Ablenkungen die Gedanken und den Körper zur Ruhe kommen zu lassen und uns mit dem eigenen Geist zu beschäftigen. Von dem Kloster aus wird dazu ein 10-tägiger Schweige-Meditations-Kurs angeboten, der unter anderem voraussetzt, dass man alle technischen Geräte, Bücher und andere ablenkende Dinge abgibt. Hinzu kommt, dass man die komplette Zeit nicht reden darf, auf sehr schlichten „Betten“ schläft und sich an einen Zeitplan eines buddhistischen Mönches hält, um sich den ganzen Tag in der Kunst der Meditation zu üben.

Wir haben von diesem „Retreat“ (vom englischen zurückziehen, einkehren, Zuflucht) durch meinen Bruder erfahren und schon vor Beginn unserer Reise entschieden, dass wir das im November machen wollen. Mein Ziel war vor allem mal unabhängig von äußeren Einflüssen zur Ruhe zu kommen und etwas besser meine innere Stimme wahrnehmen zu können. Maria ging es ähnlich, für sie stand aber auch im Vordergrund eine ausführlichere Einführung in das Meditieren zu bekommen.

Es ist hilfreich, wenn ihr zuerst etwas über die Randbedingungen Bescheid wisst, bevor ihr unsere Erfahrungsberichte lest. So könnt ihr besser einordnen, in welchem Umfeld diese Erfahrungen und Erkenntnisse entstanden sind und sie besser nachvollziehen. Die Artikel über unsere persönlichen Erfahrungen sind ziemlich umfangreich geworden. Deshalb haben wir sie in eigene Artikel gepackt, die ihr über folgende Links ereichen könnt:

Michas Erfahrungen

Marias Erfahrungen

Hier geht’s aber erstmal weiter mit den Randbedingungen des Retreats.

Das Kloster Suan Mokkh ist in Thailand sehr bekannt, wegen des Mönchs Buddha­dasa Bhikkhu, der es gegründet hat. Er hat es als seine Aufgabe gesehen den Buddhismus von allem Aberglauben zu bereinigen und ihn wieder zu seiner ursprünglichen Lehre zurückzuführen. Viele Thai’s glauben, dass er erleuchtet war und so ist das Hauptkloster sehr beliebt für buddhistische Thai Pilger und Touristen. Buddha­dasa Bhikkhu war es wichtig, auch westlichen Besuchern einen Einblick in den Buddhismus und in die Meditation zu ermöglichen. Deswegen wurde das International Dhamma Hermitage in der Nähe des Kloster gebaut. Es ist sehr schön ruhig mitten im Dschungel gelegen. Auf dem Gelände gibt es mehrere offene Meditationshallen, ein paar kleine Seen, heiße Quellen für Männlein und Weiblein und viele grüne Plätze zum Sitzen, Meditieren und in die Luft schauen (wir haben das „Natur beobachten“ genannt).

Das Retreat findet auf Englisch jeden Monat ab dem 1. Tag im Monat für 10 bzw. 11 Tage statt. Am letzten Tag vom vorherigen Monat muss man sich bis zum Nachmittag persönlich anmelden. Platz gibt es normalerweise genug und, wenn man nicht in der Hochsaison kommt, sowieso (Dezember-Februar). Das Anmelden beinhaltet unter anderem das Lesen und Akzeptieren des Regelwerks und das Pflichtspenden von 2000 Baht (ca. 50€).

Dafür wird man vom 1. bis zum 10. mit täglich 2 vegetarischen Essen versorgt: früh Reissuppe und zum Mittag verschiedene Varianten von Reis, Nudeln, Gemüse und Tofu. Sie sagen vegetarisch, aber eigentlich ist es vegan. Am späten Nachmittag gibt es nur warmen Tee oder Schoko-Soja-Milch. Ein voller Bauch lenkt ja nur vom Meditieren ab. Nach meiner Erfahrung tut das ein leerer aber auch.

Schlafen oder ruhen darf man dann in einem der radikal schlichten Räume in den Männer- bzw. Frauen-„Kasernen“. Ein zu bequemes Bett führt laut den Mönchen ja wiederum nur dazu, dass man länger als nötig liegen bleibt und sich nicht mit dem eigentlichen Tageswerk beschäftigt. Warum ich deshalb aber nur von einer Bambusmatte getrennt auf hartem Betonboden schlafen muss, leuchtet mir nicht ein – auch wenn die Rechnung aufgegangen ist und ich tatsächlich am Morgen freiwillig noch vor dem Kloster-Glocken-Spiel um 4 Uhr aufgewacht und aufgestanden bin. Der eigene Raum ist übrigens der einzige Ort auf dem ganzen Gelände, an dem man sich hinlegen darf.

Jeder Tag beginnt also früh um 4 und endet um 9. Dazwischen haben abwechselnd viele Stunden Meditation (Sitz- und Gehmeditation und Sprechgesang). Jeden Morgen machten wir Yoga und Dehnungsübungen (die Männer übten Tai Chi). Danach lauschten wir für eine Stunde Vorträgen mit buddhistischen Inhalten (und abends nochmal), weshalb das Retreat von einigen liebevoll „Dhamma-Bootcamp“ genannt wurde.

In den 3 Pausen konnte man seiner kleinen gemeinnützigen Kloster-Putzaufgabe nachgehen, etwas Schlaf nachholen, sich Waschen und in den heißen Quellen baden. Da niemand eine Uhr haben sollte, werden alle Tätigkeiten entweder von den Mönchen und Helfern am Ende einer Sitzung angesagt oder über ein tiefenvibrierendes Kloster-Glocken-„Spiel“ rechtzeitig angekündigt. Nach ein paar Tagen war dann den meisten auch der Ablauf und welche Aktivität wo stattfindet klar. Geändert hat sich an dem Plan für die ersten 8 Tage nämlich nichts.

Der 9. Tag ist dann etwas freier eingerichtet, also bis auf Essen am Morgen (ja nur einmal) und Tee am Mittag, kann über den Tag jeder meditieren wann und wo er will. Am 10. Tag gab es zum Abschluss am Abend noch ein „Sharing“, also für 2 Stunden die Möglichkeit kurz am Mikrofon vor allen über seine Erfahrung sprechen zu können. Der 11. Tag beginnt wieder früh, besteht aber neben der morgendlichen Meditation nur noch aus saubermachen, „Schweigenbrechen“ und Abreise. Wer wollte, konnte im Hauptkloster dann noch eine Rundtour machen und weiteren Erklärungen zu buddhistischer Symbolik und dem Klostergründer Buddha­dasa Bhikkhu lauschen. Außerdem wird jedem angeboten, der noch nicht gleich wieder in die „richtige Welt“ fallen will, ein paar Tage im Hauptkloster kostenlos zu verweilen. Bei größerem Interesse, z.B. die Meditationsübungen zu vertiefen, gibt es sogar eine nahe gelegene Retreat-ähnliche Unterkunft im Dschungel. Dahin kann man ab einer Woche gehen und mehrere Monate oder Jahre bleiben, wenn man es richtig ernst meint.

Zusammengefasst, wird in dem Retreat einem also eine sehr gut organisierte Möglichkeit geboten sich mit (Anapanasati- bzw. Achtsamkeits-) Meditation und Buddhismus zu beschäftigen. Die gute Organisation hilft dabei sich nicht mal Gedanken über den Tagesablauf machen zu müssen und sich von den meisten alltäglichen Notwendigkeiten zu distanzieren. Das hilft dabei auch die Alltagssorgen für eine Weile zu vergessen und sich voll und ganz auf die Meditation konzentrieren zu können. Sehr hilfreich für den Blick nach Innen ist das Schweigen, was bei uns sicherlich zu 95% von den Teilnehmern eingehalten wurde. Da man aber nicht nicht kommunizieren kann, fühlt man sich auch nie wie ein von allem abgeschnittener Mönch. Es war schön, immer wieder andere mit einem Lächeln zu begrüßen oder eins zu bekommen, wenn man es an einem Tiefpunkt brauchte. Es war spürbar, dass viel von der Aufmerksamkeit, die normalerweise in Gespräche fließt, plötzlich für sehr einfache Dinge übrig war. Ich habe noch nie so viele Leute gesehen, die Ameisen bei ihrer Arbeit beobachten ;). Um den Vorträgen folgen zu können, solltet ihr zumindest etwas englisch können, auch wenn das meiste in sehr einfacher Sprache gehalten ist. Lernt auf jeden Fall die Wörter „concocted“, „impermanent“ und „attachment“. Das sind quasi die Grundpfeiler der Natur und davon leitet sich alles ab. Die Thai-Mönche selbst sind in der englischen Sprache eher Anfänger als Fortgeschrittene, was die Kommunikation in den vereinbarten persönlichen Gesprächen eher schwierig macht.

Für uns war es eine sehr interessante Erfahrung, auch wenn klar geworden ist, dass die Übungen in Meditation dort nur der Anfang sein können. Letztlich muss die Meditation für positive Auswirkungen, wie etwa bessere Konzentrationsfähigkeit, genauso in den täglichen Ablauf integriert werden, wie man es mit dem Morgensport tun muss. Meditieren ist auch Sport. Sport für den Geist und genauso wichtig wie Sport für den Körper.

Wir empfehlen dieses Retreat auf jeden Fall, besonders, wenn ihr euch mit dem Schweigen und den buddhistischen Vorträgen anfreunden könnt.

Wenn nicht, gibt es eine ganze Menge andere Möglichkeiten etwas über Meditation, Achtsamkeit und den Umgang mit Stress und Gefühlen zu lernen. Bücher sollen hier gute Inspirationsquellen sein ;).

Man muss auch nicht nach Thailand gehen, um Meditieren zu lernen. Es gibt auch in Deutschland einige Angebote für Retreats, die die spürbare Erfahrung von „Leiden“ nicht so fokussieren, wie Suan Mokkh.

Weiterführerende Links:

Informationen zum Retreat (Anreise, Ablauf,…) (englisch): http://www.suanmokkh-idh.org/

Erfahrungsbericht mit mehr Randbedingungen (englisch): http://www.bemytravelmuse.com/suan-mokkh/

Informationen zu Suan Mokkh (deutsch): https://de.wikipedia.org/wiki/Suan_Mokkh

Informationen zum Retreat (Anreise, Ablauf,…) (deutsch) http://www.retreat-infos.de/page3/page23/page81/page81.html

Buchempfehlungen:

Meditation für Dummys: Anleitungen zu verschiedenen Techniken und Sitzpositionen und Hintergrundinformationen

Siddharta von Hermann Hesse: Geschichte des Gautama Buddha. Sicherlich mit dichterischer Freiheit ergänzt aber unterhaltsam und voller kleiner Weisheiten. Ganz nebenbei bekommt man auch noch ein gutes erstes Verständnis für den Buddhismus. Der Gauthama Buddha ist der aktuelle Buddha, der für seine Erleuchtung verehrt wird. Vor ihm gab es schon vier andere, von denen man heute weiß.

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