Elefanten werden in Thailand bewundert, verehrt und zumindest früher waren die weißen Elefanten sogar heilig. Auf der anderen Seite wurden sie für alle möglichen Hilfsarbeiten, wie beim Transport von Baumstämmen im Dschungel, und massenhaft im Krieg verwendet. Seit einigen Jahren ist die Abholzung des Regenwaldes in Thailand nicht mehr erlaubt und damit sind die meisten Elefanten arbeitslos geworden. Einige von ihnen werden noch zur Belustigung im Zirkus oder auf der Straße für Touristen mit einem „Hakenstock“ dressiert und unter unwürdigsten Bedingungen gehalten.
Wir waren heute auf Empfehlung von Molly und Broch in einem Elefantencamp in der Nähe von Chiang Mai. Das Camp hat sich darauf spezialisiert Elefanten aus solch einem Verhältnis aufzunehmen und einen Lebensraum zu bieten, der möglichst ihrer Natur entspricht. Sie können den ganzen Tag futtern, im Dreck rollen, dann baden und später wieder futtern. Keine Kunststücke, keine Dressur, keine Verletzungen mehr. Wir hatten den Eindruck, dass es ihnen jetzt sehr gut geht. Und immerhin haben wir es aus nächster Nähe gesehen und mitgemacht: füttern, baden, füttern, beobachten und selber futtern. Seht selbst in der Galerie unten :).
Die Elefanten hatten eine seltsame Wirkung auf uns. Diese riesigen Tiere sind teils so behutsam und dann wieder durch ihre Größe und Stärke etwas angsteinflößend, wenn sie einen Packen Bambus mit ihren Rüsseln durch die Gegend wedeln oder einfach langsam auf einen zukommen. Teilweise sind sie verspielt und mal zurückhaltend. Untereinander sind sie dann wieder sehr sozial, achten aufeinander und nehmen die Babyelefanten in die Mitte. Dabei können sie sehr furchteinflößend werden, wenn sie die kleinen bedroht sehen. Es ist schwer das in Worte zu fassen – man muss es erlebt haben.
Im Park gibt es auch einige blinde Elefanten. Das hatte verschiedene Gründe, allen gemeinsam ist aber, dass Menschen sehr grausam sein können, wenn ihr Werkzeug – ihr Elefant – nicht richtig funktioniert. Ein Elefant wurde von den grellen Lichtern im Zirkus so geblendet, dass er blind geworden ist. Eine andere Geschichte ist so unfassbar, dass wir sie wohl nie vergessen werden:
Eine Elefantendame war schwanger, als sie ihr damaliger Besitzer (Mahout) gekauft hat. Sie wurde für illegale Holzfällerei (Logging) eingesetzt, quasi als Lastelefant. Als sie einen schweren Baumstamm den Berg hoch ziehen musste, setzte plötzlich die Geburt ein. Das Elefantenbaby kam wohl ziemlich schnell aus ihrem Bauch und stürzte nicht nur zu Boden, sondern rollte auch den Hang hinunter. Der Mahout hat sie daran gehindert, nach ihrem Jungen zu suchen, da sie mitten beim Baumstammschleppen war. Über die Trauer über ihr verlorenes Baby weigerte sie sich aber weiter zu arbeiten. Das machte den Mahout so wütend, dass er auf ihre Augen einstach, um sie zu bestrafen.
Das bricht mir das Herz.
Ich weiß nicht, wie sie gefunden wurde. Viele Elefanten müssen dem Mahout teuer abgekauft werden und man weiß nicht, ob sie sich von dem Geld gleich einen neuen Elefanten kaufen und einfach so weiter machen.
Das war sehr schockierend und selbst, wenn ich hier schreibe, muss ich mich zusammenreißen nicht wieder loszuheulen.
Das ist ein extremes Beispiel. Wenn es um’s Elefantenreiten geht, werden die Elefanten nicht so sichtbar misshandelt – das wäre schlecht fürs Geschäft. Man weiß aber nie, wie sie dressiert wurden. Auf dem Weg zum Nature Park sind wir an einigen Reitanbietern vorbeigefahren und sahen, wie sie auf dem Betonboden an einer Kette einfach nur warteten, dass jemand einen Elefantenritt kauft, damit sie sich wieder bewegen können.
Der Nature Park hat uns das Problem der Elefantenhaltung deutlicher gemacht, als es ein Film oder ein Bericht je tun könnte. Er zeigt aber auch, dass Tourismus mit guter Elefantenhaltung sehr gut funktionieren kann. Wir haben erlebt, dass die Elefanten von ihren neuen Mahouts zwar kontrolliert werden, aber nur noch über einfache gerufene Kommandos. Alle Elefanten im Park sind aufgrund ihrer Geschichte vollkommen auf Menschen angewiesen, was die nicht ganz wilde Umgebung im engen Kontakt mit den Besuchern akzeptabel macht, auch wenn das nicht ganz natürlich ist.
Der Nature Park gibt den Elefanten nicht nur ein neues Zuhause sondern auch eine Elefantenfamilie in artgerechter Haltung und Betreuung. Für die Menschen ist der Besuch die Möglichkeit Elefanten hautnah zu erleben – als intelligente sensible Wesen und als Familie.
Ich bin kein radikaler Tierschützer, aber das Erlebnis im Nature Park lässt mich doch arg an der Menschlichkeit einiger Individuen unserer Spezies zweifeln. Überlegt bitte deshalb lieber zweimal, bevor ihr einen Ritt mit dem Elefanten bucht oder in den Zirkus geht, wem ihr da euer Geld gebt und ob ihr wirklich die Haltungsbedingungen unterstützen wollt.
Das hier war übrigens der Anbieter von unserer Tour: http://www.saveelephant.org/elephant-nature-park/
Und zum Schluss: Bilder 🙂