In unserer kleinen Malaysia-Rundreise haben wir uns als nächstes Ziel die Cameron Highlands ausgesucht. Die sind in 4 bis 5 Stunden bequem mit einem luxuriösen Bus (76RM – ca. 35€ für 2P.) vom neuen Busbahnhof in Kuala Lumpur erreichbar (TBS). Man muss aber wissen, dass es das neue Busterminal gibt, es weiter außerhalb liegt und der Zug (2RM – ca. 0,50€) dahin nicht alle 5 Minuten fährt. Wenn man den gerade verpasst hat und der nächste erst in 50 min fährt, muss man eben zum Taxi für den zehnfachen Preis (26RM – 5€) greifen. Schnecken reisen günstiger.
Unser beständig paffender Busfahrer kurbelt kräftig, um unseren viel zu großen Bus die viel zu kleine kurvige Bergstraße hochzuquälen. Oben in Tanah Rata angekommen, fühlen wir uns ein bißchen wie in den Schweizer Bergen, auch oder gerade weil uns ein regnerischer Empfang bereitet wird. Die Regenzeit hat in Malaysia begonnen. Frisch und angenehm (für mich, Maria ist es schon zu kalt ;)) mit Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad ist das Wetter dazu eher europäisch, um nicht zu sagen, deutsch. Aber Regenzeit bedeutet glücklicherweise nur, dass es mal ein paar Stunden regnet und dann ist alles wieder gut.
Das schöne Wetter danach nutzen wir für eine unserer Lieblingsbeschäftigungen: Wandern. Scheinbar sind in Malysia nur die Cameron Highlands für das Wandern bekannt. Zumindest wird für dieses Gebiet einiges an Werbung gemacht. Vor Ort bedeutet das, dass es einige Wege gibt, die wir ohne Bergführer begehen können. Grobe Karten machen es möglich (siehe Bilder). Naja, schon um den Anfang von dem Weg zu finden, sind wir auf Ortsansässige „Fingerzeige“ angewiesen. Der weitere Verlauf durch den Dschungel ist dann meistens ersichtlich, auch wenn es statt den von den Alpen gewohnten Wegweisern nur gelegentlich kleine Absperrband-Fähnchen in den Bäumen gibt.
Dass der Wald um uns herum Dschungel sein soll, bemerken wir überhaupt erst an den vielen ziemlich großen und blühenden Pflanzen, die in Deutschland ihr Dasein nur als mickrige Zimmerpflanzen fristen. Wilde Tiere begegnen uns überhaupt nicht. Laut einer uns entgegenkommenden Holländerin sollte es einen knurrenden mißmutigen Hund geben. Aber selbst den sehen wir nicht. Vermutlich hat er sich schon an einem anderem überambitionierten Wandertouristen satt gegessen.
Wandern bedeutet auch hier körperliche Anstrengung, vor allem bei gefühlten 35 Grad in der Sonne und 100% Luftfeuchtigkeit (natürlich waren wir wie ordentliche Touristen um die Mittagszeit dort). Die Stufen aus Wurzeln und matschigem Waldboden von einem halben Meter Höhe werden einem nicht geschenkt. Dafür werden wir aber bei der Rast auf dem Gipfel neben einem schattenspendenen Strommasten mit wunderschönen Ausblicken über eine grüne Hügellandschaft aus Teeplantagen belohnt.
Auf eine der Plantagen fahren wir am nächsten Tag mit einem gecharterten Taxi (14€ für 3 Stunden freies rumkutschieren, eine gebuchte Tour hätte um die 60€ für uns zwei gekostet). Die BoH-Plantage hat schon einige Jahre auf dem Buckel und wurde – wie zu erwarten – von Engländern gegründet. Wir können dort die Fabrik kostenlos besichtigen und bei der Herstellung zusehen. Wirklich spannend ist der Prozess an sich nicht. Schon eher bemerkenswert ist, dass dort noch immer die Maschinen von der Gründung (1929) verwendet werden und Arbeiter mit Silberfolie über dem Kopf den Tee aus dem Trockenofen holen. Ja, die Kolonialzeit ist noch nicht so lange her.
Nach den Erzählungen von unserem Taxifahrer mit indischer Abstammung werden die Arbeiter heutzutage wohl gar keine Malaysier sein, sondern unter anderem Nepalesen, Burmesen oder Bangladeschis. Die Malaysier machen solche schlecht bezahlten Erntejobs nicht. Auch früher wurden dazu schon von den Engländern Inder in Malaysia angesiedelt. Sie haben gegen Arbeit auf den Plantagen kostenlos Unterkunft, Schulbildung und Essen bekommen. Deswegen sind sie freiwillig gekommen und zu einem großen Teil auch geblieben. Die Auswirkungen von diesem Anteil an Malaysiern mit indischen Wurzeln sieht man hier überall, unter anderem an den vielen guten indischen Restaurants (lecker Naanbrot, Samosas und Curry :)) Außerdem gibt es viele bunte hinduistische Tempel oder „Little India“-Viertel in den größeren Städten.
Durch die Taxifahrt etwas über die Geschichte Malaysia’s zu erfahren, ist für uns am Ende wesentlich interessanter als die anderen touristischen „Highlights“ in der Gegend: Schmetterlingsfarm, Erdbeerfarm, Gemüsefarm, indischer Tempel da und buddhistischer Tempel dort. Die lassen wir wohlwollend aus, vor allem nach dem die gekosteten Erdbeeren eher sauer und sonst enttäuschend geschmacklos sind. Da sind wir für die englischen Hinterlassenschaften in den zahleichen Cafés viel eher zu haben: Scones mit Butter und Marmelade und dazu guter schwarzer Tee mit Milch.
Die Cameron Highlands sind also als Zwischenstopp auf unserer Malaysia-Rundreise eine gute Wahl und absolut zu empfehlen, wenn man ein komplettes Bild vom Land haben möchte. Besonders gefällt uns die grüne Teelandschaft und das indische Essen. Ein paar Tage in der Gegend reichen aber aus um alles gesehen zu haben und sich wieder wärmeren Gebieten zu widmen.
Ha, die eine Pflanze steht in der Tat in meinem Zimmer!