[:de]Vorbereitung auf den Roadtrip[:]

[:de]Nachdem wir den Kulturschock bei unserer Ankunft in Australien überstanden haben, geht es für uns sofort weiter ins Abenteuer Australien. Wir sind auch nur einfache Backpacker, die was von Australien sehen wollen und dabei nicht Pleite gehen wollen. Von Hotels und Restaurants verabschieden wir uns schon bei der Ankunft im Flughafen. Dass das Bett im 8-Bettzimmer vom Hostel 24$ (ca. 17€ pro Person) kostet, hat uns aber auch keiner gesagt. Australien ist echt teuer. Wir sollten also keine Zeit verlieren und uns einen Job suchen, oder?
Moment, ein Schritt nach dem anderen. Gerade sind wir nur mit zwei Rucksäcken unterwegs und so wollen wir nicht durch ganz Australien reisen. Außerdem sollten wir den Roadtrip um den Kontinent schon ein bisschen planen und vorbereiten (typisch deutsch). Wir entscheiden uns also statt Geld zu verdienen, Geld zu sparen und das, was wir noch haben, sinnvoll für unseren Roadtrip auszugeben.

Wohnen mit Australiern

3 Nächte im Hostel mit betrunkenen Deutschen und anderen Europäern haben uns schon in kurzer Zeit von Hostels geheilt. Stattdessen suchen wir bei airbnb nach einer ruhigen und gemütlichen Alternative. Was wir da finden, übersteigt unsere Erwartungen: Wir können mit drei Katzen zusammen wohnen und haben den Luxus von einem eigenen Zimmer, einer eigenen Küche und natürlich die Gesellschaft von unserer neuen australischen Freundin Margret.
Aus 3 Nächten werden 2 Wochen, weil wir auf ihre Katzen – äh ihr Haus übers Wochenende aufpassen, während sie ihren kleinen Enkel besucht. Dafür dürfen wir kostenlos so lange bleiben, wie wir wollten. Ein riesiger Glücksfall, denn so sparen wir wirklich eine Menge Geld bei der Unterkunft und können in Ruhe nach dem Auto suchen, was uns durch Australien fahren wird.
Margret ist eine frische Rentnerin, die jetzt, wo auch alle Kinder ausgezogen sind, über airbnb etwas Gesellschaft sucht. Gerade heilt noch ihr Arm von einem Ellenbogenbruch. Seit der Verletzung überlässt sie das Saubermachen anderen. „Warum habe ich das nicht schon eher gemacht? Das kostet immer so viel Zeit, die hätte ich mit meinen Kindern verbringen können.“ Jetzt verbringt sie ihre Zeit hauptsächlich mit Quilten (Decken aus verschiedenen Stoffen nähen) oder einem Schwätzchen mit Tee in der Hand und einer Katze auf dem Schoß.

Margret klärt uns über die tragische Seefahrergeschichte auf.

Durch ihre Arbeit fürs Umweltministerium ist sie viel im Outback rumgekommen und kann uns eine Menge wertvolle Tipps zum Reisen geben. Als noch ihr Sohn Jeff mit Freundin Jo zu Besuch kommen, bekommen wir noch mehr begeisterte Empfehlungen, wo wir überall hin müssen und so entsteht bei uns langsam aber sicher der Eindruck, dass ein Jahr für eine Rundreise nicht ausreichen wird. Gut, dass es Google Maps gibt, wo wir alle Punkt festhalten können.

Das Auto für den Roadtrip

Du glaubst ja nicht, was in Australien noch an Autos verkauft wird. Die meisten Angebote, die wir bei gumtree.com.au finden, sind eigentlich schon antike Autos aus den frühen Neunzigern. Das sind fast 30 Jahre alte Autos! Und die fahren noch! Woher ich das weiß? Tja, wir sind ein 92er Modell mal probegefahren. Toyota scheint ziemlich robuste Offroad-Autos zu bauen. Es ist zwar laut und der Innenraum ist eben auch schon 30 Jahre alt, aber sonst fährt das Ding während der Probefahrt noch einwandfrei. Wir entscheiden uns trotzdem dagegen, weil wir so weite Strecken nicht mit so einem alten Auto fahren wollen und das ganze Öl im Motorraum ist auch etwas verdächtig. Wer weiß, was da an Reparaturen noch kommt.
Apropos Reparaturen.
Wir finden ein paar Tage später ein anderes Auto von 2004, nur 12 Jahre alt, aber ein Ford. Die Probefahrt fühlt sich gut an, bis auf diesen Qualm, der da aus der Motorhaube kommt. Das wird schon nichts sein. Das kommt bei neuen Autos manchmal vor. Und gegenüber dem anderen Modell fühlt sich das auf jeden Fall neu an. (Welche Illusionen haben wir uns da eigentlich gemacht? Das Auto ist nicht mehr neu, es ist 12 Jahre alt!)

Allradantrieb und los geht's

Es kommt also, wie es kommen musste: Nach einer Woche wird das Ölleck deutlicher, was den Rauch auslöst. Erstmal zur Werkstatt und reparieren lassen. Nach der Reparatur des ersten Lecks geht ein zweites auf und nun sieht der Deal mit dem Verkäufer schon gar nicht mehr so günstig aus. Ziemlich doof, aber wir fangen hier keine Australien-Rundreise mit einem tropfenden Auto an. Da buchen wir doch gleich mal noch eine Art ADAC dazu (RAC).

Der Umbau

Wir haben überlegt, ob wir uns ein fertig ausgebautes Auto kaufen oder mieten sollen. Der beste Weg das rauszufinden ist, sich die Autos mal anzusehen. Travellers autobarn bietet diese Gefährte an und – ehrlich – da ist nichts weiter dran. Da schauen wir uns einfach mal so die Bauweise für unser Auto ab. Drei zugeschnittene Bretter, ein paar Holzblöcke zum Abstützen und das war’s. Für den Sichtschutz, wenn wir im Auto schlafen, überlegen wir uns noch was. Gesagt, getan. Wir messen den Kofferraum aus und gehen mit unserer Skizze erstmal zum Holzhändler. 90 $ nur fürs Schneiden und dann noch 150$ oder mehr für das Holz. Ok, das war nichts. Beim Baumarkt haben wir mehr Glück. Sogar viel mehr Glück. Bunnings hat günstigere Holzplatten und der Zuschnitt kostet nichts. Außerdem gibt uns der freundliche Herr bei der Säge auch noch Holzbalken, die sonst im Müll gelandet wären, die er uns – natürlich – auch noch kostenlos zusägt. Mit den Resten von unserer Holzplatte wollen wir noch Schubladen einbauen. Man kann ja nie genug Arbeitsfläche haben. Außerdem bauen wir so, dass wir die hinteren Sitze bei Bedarf auch wieder zurückklappen können. Mal sehen, wie oft wir das machen.
Der Umbau klappt einwandfrei. Dank Margret haben wir auch einen Akkuschrauber, doch der Akku fehlt. Hier ist also Michas Armkraft mit herkömmlichen Schraubenziehern gefragt. Es sind auch nur 2 kaputt gegangen. ?

Ach ja, der Akku fehlt. Micha, mach du mal :)

Ausstattung

Wie es der Zufall so will, übernachten bei Margret zwei Mädels, die am Ende ihrer Australienreise sind und ein paar Sachen loswerden wollen. Bettdecke: check, Bettbezug: check, Warme Sachen: check. Die Matratze und 2 große Boxen für unser Essen und Kleinkram kaufen wir bei IKEA. Außerdem finden wir dort auch eine relativ Blick- und Lichtdichte Gardine, die wir als Sichtschutz umfunktionieren können. Das Ganze geht nur, weil Margret eine Nähmaschine hat, die ich benutzen darf. *Juhu* ?
Sichtschutz: check

Der Wal fährt auch mit.

Finanzen

Es gibt noch ein Thema, das viele schon in Deutschland nicht gerne anfassen: Finanzen. Wer in Australien während seines Roadtrips arbeiten will, muss sich schon ein bisschen in die Bürokratie wagen. Schritt für Schritt erfahren wir von Backpackern und Margret, was alles zu tun ist.
Wir müssen online eine Steuernummer beantragen und ein Konto bei einer Bank eröffnen, die viele Filialen oder Geldautomaten hat– auch in kleinen Kleinstädten. Commonwealth ist deshalb unsere Wahl. Mit Steuernummer können wir einen Rentenfonds („Superannuation“ oder kurz Super) einrichten. Jeder Arbeitgeber ist verpflichtet Rente zu zahlen und das Gute in Australien ist, dass die Rente nicht vom Gehalt abgezogen wird, sondern oben drauf kommt. Das ist also anders als in Deutschland. Das Geld bekommst du neben den Steuern auch wieder, wenn du das Land dauerhaft verlässt.

Etwas sehr angenehmes, was in Deutschland noch nicht verbreitet ist, sind die neuen Kreditkarten hier. EC-Karten gibt es kaum noch. Mit der Kreditkarte bezahlen wir hier Beträge bis 100$ meistens bargeldlos, indem wir unsere Karte an einen Bildschirm halten. Stichwort: „Tap and Pay“. Selbst bezahlen mit dem Handy funktioniert (NFC). Wer braucht da noch Geldscheine? Ich weiß schon gar nicht mehr, wie die aussehen.

Wann wohin reisen

Bei Margret einzuziehen, war die beste Entscheidung, die wir in Perth getroffen haben. Danach hatten wir wirklich das Gefühl „informierte Entscheidungen“ treffen zu können. Noch dazu fühlen wir uns hier so wohl, dass wir unsere Zeit hier gerne ein paar Tage länger ausdehnen wollen als nötig. Doch dann kommt Margrets Freundin Sarah zu Besuch. Ich könnte sagen, sie ist professionelle Haussitterin, denn sie hat seit ihrer Ankunft in Perth nicht einmal für ihre Unterkunft bezahlt. Sie passt einfach immer wieder auf die Häuser von unterschiedlichen Leuten auf und kann dafür dort kostenlos übernachten. Wenn gerade mal keiner im Urlaub ist, kommt sie zu Margret und übernachtet hier für ein paar Tage umsonst. Hauptberuflich ist sie aber für das Marketing einer Immobilienagentur verantwortlich. Die Firma vermittelt Appartements in touristischen Regionen als Investment oder als Feriendomizil für die, die das Geld übrig haben. Sie weiß also auch, wann wo Saison ist und dass das hauptsächlich vom Wetter abhängt. Wetter? Echt? Ok, lass uns über das Wetter reden. Sie erzählt uns davon, dass der Norden von Australien zwischen Juni und Oktober trocken und nicht zu heiß ist, deshalb ist dann dort Saison. Danach wird es heiß und es gibt Stürme und wenn es regnet, dann richtig und zwar so, dass Straßen tagelang überflutet sind. Oha! Wenn wir also im Uhrzeigersinn um Australien fahren wollen, sollten wir im Oktober schon auf dem Weg zur Ostküste sein, um nicht irgendwo im Nirgendwo steckenzubleiben. Aber die Saison ist von Juni bis Oktober. Das bietet sich für uns an, um in dieser tropischen Umgebung bei angenehmen Temperaturen nach Arbeit in Hotels, Gaststätten und Cafés zu fragen. Das hört sich doch nach einem Plan an!
Dazu kommt, dass ich unbedingt(!) Walhaie sehen möchte. Und die schwimmen zwischen April und Juli an der Nordwestküste vorbei. Und der April in Perth ist nur der Anfang vom Winter. Wenn es uns jetzt schon zu kalt und regnerisch ist, sollten wir uns bald mal Richtung Norden bewegen, denn ab jetzt wird es nur noch schlimmer.

In Perth ist es im April kalt und regnerisch. Schnell weg hier.

Wer hätte gedacht, dass das Wetter so unsere Reiseplanung für den Roadtrip bestimmen könnte, wenn wir doch in der Regenzeit nach Thailand geflogen sind? Wir jedenfalls nicht. Doch gesperrte Straßen, heftige Stürme und drückende Hitze sind Argumente, die wir nicht ignorieren können. Wenn wir da ohne zu hetzen gut durchkommen wollen, sollten wir bald aufbrechen. Ach, und den Besuch bei Michas Bruder, der schon seit 8 Jahren in Australien lebt, müssen wir auch noch mit einplanen. Wir planen also grob:

Ende Mai : Walhaie in Exmouth
Juni: Karratha bei Michas Bruder Mathias (mit Arbeiten)
Juli bis Ende September: Broome (Arbeiten im Tourismus)
Oktober: Reise Richtung Osten
Mitte November: Ankunft an Ostküste

(Pläne ändern sich. Wer unsere Instagrambilder verfolgt, weiß, dass es jetzt Mitte-Juli ist und wir immer noch in Karratha sind.)

Aus unserem gemütlichen: „Ach wir haben doch ein ganzes Jahr in Australien, wer schaut da schon auf einen Tag mehr oder weniger?!“ Wurde also ziemlich bald ein: „Oh je, schaffen wir das alles? Wir sollten jetzt aber echt mal los!“ Schaffen wir es, Margret und die Katzen einfach so loszulassen?

Der Abschied von Perth

Einfach ist der Abschied natürlich nicht. Aber wir finden einen guten Weg, Margret Danke zu sagen und uns auf den Weg zu machen. Da Margret oft auswärts isst, schlagen wir ihr vor, für sie Abendessen zu kochen. Sie ist begeistert und wünscht sich etwas deutsches. Nun, typisch deutsch ist Schnitzel. Das ist nicht vegetarisch, geht also für mich nicht. Etwas anderes muss her. Weil es so kalt ist, haben wir Lust auf Suppe. Als typisch deutsches Gericht kommt uns da der Linseneintopf recht passend vor. Margret findet’s gut und will beim nächsten Besuch wieder bekocht werden. Ich verbuche das mal als Erfolg ?

Am nächsten Tag will sie noch mit uns mittags zu ihrem Lieblings-Fish-and-Chips-Restaurant gehen. Da trifft es sich gut, dass auch Joanne, unsere britische Freundin aus Chiang Mai, noch einen Tag da ist und auch gleich mitkommt. Das Restaurant ist direkt am Hafenbecken von Fremantle und die kleinen Kugelfische im Wasser am Pier warten wie wir darauf gefüttert zu werden.

Fish and Chips mit Margret, Micha und Joanne

Es fehlt uns hier wirklich an nichts. Wir fühlen uns wie in einer neuen Familie, an einem Ort, wo alles möglich ist. Deshalb sagen wir Margret auch:„Auf Wiedersehen, bis in einem Jahr!“, und sie antwortet:„Sicher, ihr müsst unbedingt wieder bei mir übernachten und etwas kochen!“

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4 Kommentare

  1. Heißes Gefährt! Wer ist denn der runde türkisblaue Geselle mit dem freundlichen Gesicht?

    • Hey Martin,
      Nach deiner Frage mussten wir dem kleinen Wal ja mal einen Namen geben. Er heißt jetzt Hermes. Ja, das ist der Götterbote und bringt Pakete, aber nicht nur. Er ist wohl auch der Schutzgott des Verkehrs und der Reisenden, neben vielen anderen Verantwortungsbereichen. Ihm wurde bestimmt nicht langweilig. 🙂

  2. Beate Ackermann

    Prima Bericht, man denkt, man ist mit dabei bei eurer Reise. Gut, dass ihr organisatorische und auch handwerkliche Fähigkeiten habt…! Ich finde es immer wieder gut, wie schnell ihr Kontakte knüpft. Mit der englischen Sprache kommt man eben doch weit. Schade, das bei den Schülern das Erlernen der Sprache nicht sonderlich beliebt ist. Vielleicht habt ihr mal einige Tips zur Motivation?
    Weiterhin viel Spaß und viele neue Eindrücke! Beate.

  3. Wieder ein ganz toller und interessanter Reisebericht von euch „temporären Auswanderern“. Klasse wie ihr das alles in die Reihe bekommt und grüßt mal den Matthias von mir. Sofern er sich noch an Herrn Beigang, Freund vom Papa, erinnert. Gute Reise. Ich warte schon sehnsüchtig auf euren Rund-um-Australien-Reisebericht.

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