[:de]Die Südinsel Neuseelands kurz vor Wintereinbruch[:]

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Neuseeland ist das Wanderparadies schlechthin

Eigentlich kannst du dir, bevor du hier her kommst eine Liste aller Wanderwege zusammensammeln, die man unbedingt gesehen haben muss, und dann einen nach dem anderen abhaken. Das ist vielleicht die übliche Vorgehensweise, wenn du nur 4 Wochen Zeit hast. Wir fallen da lieber auf die Illusion rein, dass wir ja soooo viel Zeit haben und sich die Möglichkeiten für Aktivitäten schon von allein präsentieren werden. Ich muss sagen, im Fall Neuseeland ist etwas Vorbereitung schon angebracht. Immerhin sprechen wir hier meistens von alpinen Mehrtagestouren und wenn du nicht weißt, wo ein Wanderweg anfängt, fährst du schlichtweg dran vorbei. Da wir aber nicht in einer Hütte auf dem Weg übernachten wollen, müssen wir uns zusätzlich nach Alternativen umsehen, die nochmal besser versteckt sein können.

Das hat schon was aus der Romantik. Deswegen ist auch der Weg da vor wie planiert, jeder möchte einmal auf dem Gipfel der Welt stehen. Oder so.

Und dann haben wir doch wieder Glück. Die Möglichkeiten zum Wandern präsentieren sich doch von alleine in Form unseres neu auserkorenen Wanderführers Gerald. Er hat nur 4 Wochen Zeit und schaut sich mit Matthias in einem komfortablen Wohnmobil die Südinsel an, aber dazu später mehr. Durch ihn erklimmen wir mehrere 1000m hohe Berge einen Tag nach dem anderen oder klettern über rutschige Steine und wagen uns über wackelige Hängebrücken zu einem Gletscher. Wer das nachsehen will: wir stiegen bei Wanaka auf den Roys Peak und Mount Istmus, an der Westküste schauten wir uns beim Fox-Gletscher Leuchtwürmer (Glow Worms) an und die Aussicht auf den Franz-Josef-Gletscher haben wir uns durch den Aufstieg zu Roberts Point redlich verdient.

Blick vom Roys Peak bei Wanaka. Wow, die Wolken lösen sich langsam auf!

Später treffen wir uns nochmal wieder, um an der Nordspitze der Südinsel gemeinsam Schafe auf ihren Weiden an der Steilküste von Farewell Spit zu verunsichern. Der starke Wind und zum Schluss die unausweichliche Barfuß-Durchquerung eines eisigen Flusses machen die Wanderung dann erst wirklich interessant. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass wir eigentlich bei einem wunderschönen Strand ankommen sollten, der sich an dem Tag leider in einen totalen Sandsturm verwandelt hatte. Gerald hat eben ein Näschen für Abenteuer 🙂

Auf dem Old Mans Track am nördlichen Ende von der Südinsel - Farewall Spit.

Danach sind wir wieder auf uns allein gestellt. Der Abel Tasman Track ist ein mehrtägiger Wanderweg durch ein Naturschutzgebiet entlang der Küste, den man wohl unbedingt gewandert sein muss, wenn man in Neuseeland war. Ok, wir wollen aber nicht 30$ pro Nacht und Person für ein Dach über dem Kopf bezahlen, noch die 40$, die das Boot kosten würde, um uns vom Ende des Wanderweges wieder zum Anfang zurückzubringen. In der Touristeninformation erfahren wir von einer Möglichkeit den nördlichen Teil des Weges ohne Kosten in einer Runde an einem Tag zu laufen. 23km sollen das sein, aber die freundliche Frau hinter dem Tresen ist zuversichtlich, dass das machbar ist. Wir haben ja schon mit Gerald und Matthias trainiert, also wagen wir es. Nach einigen Kilometern auf und ab durch dichten Regenwald, der durch Palmen und Farnbäume schon fast tropisch anmutet, kommen wir am Strand.

Wir sind uns nicht so ganz sicher, ob das nun Pinguine oder nur Imitate sind.

Erstmal müssen wir lachen. Habt ihr schon mal Robben spielen sehen? Das ist so witzig, wie sie sich gegenseitig im Wasser jagen, sich wendig umkreisen oder in den Wellen surfen. Neuseeländische Fellrobben haben im Gegensatz zu anderen Robben Ohren, die sichtbar sind. Als uns einer entdeckt, sieht es deshalb aus, als ob ein Hund wachsam aus dem Wasser schaut.

Spielende Fellrobben beim Abel Tasman Track

Nach diesem Schaupiel geht es wieder über Berg und Tal zurück. Manchmal versperren uns kleine Erdrutsche den Weg, die sich durch den starken Regen die Tage davor gelöst haben. Pünktlich zum Sonnenuntergang um fünf kommen wir erschöpft aber glücklich wieder beim Auto an. Der Abel Tasman Nationalpark hat schon einiges zu bieten, diese Runde reicht uns aber, um einen guten Eindruck vom Rest zu haben, deshalb geht es am selben Tag noch weiter Richtung Osten.

Auf dem Abel Tasman. In der Ferne sehen wir schon die heranrollenden Schneefelder. Südlich von uns hat es die letzten Tage geschneit, wir müssen uns sputen.

Wir haben gehört, dass es im Nordosten der Südinsel, in der Region Marlborough sehr schön sein soll. Wenn du dir das Gebiet mal auf der Landkarte ansiehst, weißt du auch, warum. Überall Berge, Meer und Fjorde. Außerdem ist das eine große Weinanbauregion, was zum Eindruck der Landschaft natürlich beiträgt. Zwei Tage verbringen wir damit über die engen kurvigen Straßen die Fjorde etwas zu erkunden und Aussichtspunkte zu finden, die uns die Landschaft noch mal von ihrer besten Seite präsentieren. Ich werde als Beifahrer das Gefühl einer Achterbahn nicht los und Micha ist auch langsam genervt vom Schalten zwischen zweiten und dritten Gang. Weit rein auf die Halbinseln fahren wir deshalb nicht, aber auch hier glauben wir, dass uns der Eindruck ausreicht und wir nicht viel mehr verpassen, wenn wir umdrehen.

Queen Victoria Sound mit Blick auf Picton (da drüben hinter dem Berg), wo die Fähre schon auf uns wartet.

Picton ist dann unser nächstes Ziel. Im Winter kann man hier getrost am Morgen das Ticket für die Fähre nach Wellington zur Nordinsel am selben Tag kaufen. Ein paar Delphine verabschieden uns noch im Queen Charlotte Sound und 3,5 Stunden später haben wir die Überfahrt über den Cook Straight zur Nordinsel geschafft.

Die Leute, die wir getroffen haben

Deutsche trifft man überall. Wenn du dich mindestens 10 km entfernt von der nächsten großen Straße auf einem Campingplatz inmitten von Bergen befindest und abends auf deinem Spaziergang zum See noch andere Leute triffst, brauchst du eigentlich gar nicht erst anfangen sie auf Englisch anzusprechen – versuche es erstmal auf Deutsch. Nicht mit jedem, den du so kennen lernst, wirst du in Kontakt bleiben. Uns ging es aber so, dass wir Matthias und Gerald nach unserem Abend am Lagerfeuer ein paar Tage später zufällig auf einem Campingplatz bei Wanaka wiedergetroffen haben. Sie luden uns dann auch gleich ein am nächsten Tag mit auf den Roys Peak zu wandern. 3 Stunden hoch, 2 Stunden runter – das schaffen wir schon, man gönnt sich ja sonst nichts 😉

Huch, wer will denn hier wieder so schnell nach unten? Die Aussicht von Mount Isthmus.

Mathias ist wie wir ein Weltenbummler. Er ist Softwareentwickler und hat letzes Jahr eine Veränderung im Beruf gebraucht, sich bei anderen interessanten Firmen beworben und dann kam der Einfall von seinem Kollegen eine Weltreise wäre doch auch eine Idee, die viel Abwechslung bringen würde. Der Kollege hat sich dann aber doch lieber ein Haus gekauft und so ist Matthias eben allein los. Erstmal war er für eine Weile in Afrika und hat dort als Teil einer Hilfsorganisation Kindern das Rechnen beigebracht. Danach hat er sich mit ein paar anderen Leuten einen Geländewagen ausgeliehen und Afrika auf eigene Faust erkundet. Große Teile zumindest. Manchmal ist es schon gut, wenn einem der Reiseführer sagt:“Wenn ihr nachts was ums Zelt schleichen hört, geht nicht raus, das könnte gefährlich sein!“ Danach ging es für ihn nach Australien und nun ist er in Neuseeland. Zum Glück hat er seine Abenteuer auch aufgeschrieben. Also, wenn ihr mehr über Afrika erfahren wollt, schaut euch mal seinen Blog an.

Gerald ist dagegen ein notorischer Fernreisender, wenn es seine Urlaubstage erlauben. Zum Teil sind da auch seine Eltern dran schuld, die ihn zum Großteil der über 30 Länder, die er bisher gesehen hat, mitgenommen haben. Er ist auch Informatiker, hat Matthias beim Studium kennenglernt und hat eben die Gelegenheit genutzt sich zusammen mit ihm ein gut ausgestattetes Wohnmobil zu mieten und in vier Wochen die Südinsel zu umrunden. Angespornt durch den Zeitdruck und die Inspirationen aus dem Internet hatte Gerald die besagte Todo-Liste mit anstrengenden aber immer lohnenswerten Wanderwegen und Aussichten.

Nach den Wanderungen sind wir immer erschöpft aber glücklich. Auch darüber, dass wir abends noch eine Weile mit den Jungs in ihrem geräumigen Wohnmobil sitzen und uns Wind und Wetter egal sein können. Außerdem gab es neben guter Gesellschaft und was zu Lachen auch mal ein Bier oder nen Rum 😉

Und noch ein paar andere Kuriositäten

Habe ich schon erwähnt, dass es kalt ist?

Maria, es sieht aus als wär dir kalt. Auf dem Weg nach Dunedin sind es morgens schon mal nur 5 Grad.Vielleicht interessieren euch unsere Überwinterungsstrategien.

  1. Doppelt hält besser warm
  2. Wir haben eine Woll- und eine Daunendecke. Zusammen sind die beiden unschlagbar und manchmal haben wir unfreiwillig unsere eigene kleine Sauna unter der Decke
  3. Sauna und Schwimmen. Da üblicherweise nur kalte Duschen am Strand kostenlos sind, entscheiden wir uns gleich ins Schwimmbad zu gehen. Die meisten haben auch gleich eine Sauna und einen ziemlich heißen Whirlpool dabei, sodass wir nach 20 Bahnen auch noch entspannen können. Die Duschen werden dann schon fast Nebensache.
  4. frei nach Illya: Mütze muss! Nicht nur tagsüber sondern auch im Bett. Sonst wird mir nie warm …

Mützen, Handschuhe oder überhaupt Schuhe scheinen für einige Neuseeländer einfach kein Thema zu sein. Während wir uns in 3 Lagen einhüllen, sehen wir immer noch Leute barfuß und in kurzen Hosen über die Straße laufen. Aber wir haben uns sagen lassen, dass das so eine neuseeländische Eigenart ist.

Kulinarische Überraschungen

In Takaka, einem Ort an der Golden Bay haben sich gleich mehrere „europäische“ Bäckereien niedergelassen. Für uns ist jedenfalls das Brot von der Patisserie Royale Grund genug gleich zwei mal anzuhalten.

Wer hat den da an unserem Brot geknabbert? Fast wie zu Hause gibt es Brot vom deutschen Bäcker Patisserie Royale in Motueka.

Weiter entfernt in Marlborough über den sieben Bergen bei den … vielen Fjorden hat uns doch tatsächlich mal jemand auf Muscheln aufmerksam gemacht. Muschel-Jan meint, er sei eigentlich Vegetarier aber die seien so gut, dass er sich nochmal welche zum Mittagessen holt. Gesagt, getan und mit Zwiebeln, Knoblauch und etwas Weißwein gekocht schmecken sie tatsächlich köstlich. Hier ist das Wasser noch in Ordnung. Also ich bin ja eigentlich Vegetarier, aber wenn wir mal wieder in ein Muschelgebiet kommen, hole ich mir nochmal welche.

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2 Kommentare

  1. Von der „Pâtisserie Royale“ hätte ich aber eher etwas anderes erwartet (was nicht heißen muss, dass das Brot schlecht ist). 😉 Liebe Grüße aus Frankreich!

  2. Köstlich eure Reiseberichte. Nicht nur das Brot, das Bier und die Muscheln. Viel Spaß weiterhin. Hier in Leipz’sch kommen wir regelrecht ins Schwitzen und freuen uns schon mal auf eine Abkühlung.

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